Lotta Schelin ist eine der besten europäischen Fußballspielerinnen. Sie hat sich auf Grund ihres riesigen Talents und ihrer Leistungen einen ganz großen Namen gemacht. Seit acht Jahren spielt sie bei Olympique Lyonnais in Frankreich. Nach dem Meisterschafts-Spitzenspiel FCF Juvisy (Tabellendritter) gegen Olympique Lyonnais (0-1) (Tabellenerster) am vergangenen Sonntag beantwortete sie kurz unsere Fragen:

Lotta, Sie sind jetzt die achte Spielzeit bei Lyon, Sie haben ein Denkmal verdient! Werden Sie in der nächsten Saison immer noch bei Lyon spielen ?

– Es ist noch nicht klar. Ich bin dabei, darüber nachzudenken.

Ist das nicht so wie Caroline Seger, die immer sagt : „Die Tür steht offen !“

– Aber das ist es im Grunde : „Die Tür steht offen.“ Wie du schon sagst, das sind acht Jahre und nach acht Spielzeiten im Ausland ist es mir wichtig, mir über meine Zukunft Gedanken zu machen. Auch ist es schon so, dass mir Schweden fehlt, meine Familie und alles andere. Da gibt es schon so einiges. Ich muss gut darüber nachdenken. Danach werde ich zu einem bestimmten Zeitpunkt meine Entscheidung treffen. Ich bin am Überlegen.

Schweden fehlt Ihnen, bedeutet das also die Rückkehr nach Schweden ?

– Möglich! Ein neues Abenteuer, denke ich, wird es nicht werden, aber man weiß ja nie. Ich bleibe trotzdem immer bei meiner Haltung „Die Tür steht offen“. Im Endeffekt habe ich doch Schweden im Kopf. In Frankreich gehe ich nirgendwo anders hin. Olympique Lyonnais ist der Verein meines Herzens !!!

Marino Faccioli, Président de la section féminine de l'Olympique Lyonnais. Crédit olweb. Lesfeminines.fr/Präsident der Frauenabteilung von Olympique Lyonnais. Crédit olweb. Lesfeminines.fr

Marino Faccioli, Président de la section féminine de l’Olympique Lyonnais. Crédit olweb. Lesfeminines.fr/Präsident der Frauenabteilung von Olympique Lyonnais. Crédit olweb. Lesfeminines.fr

Kurz vor dem Spitzenspiel gab der Präsident der Frauenabteilung von Olympique Lyonnais, Marino Faccioli, lesfeminines ein Interview. Olympique Lyonnais (OL) bedeutet 9 Meistertitel in Folge, 4 Pokalsiege, 4 Champions League Finalteilnahmen in Folge und zweimaliger Champions League-Sieger. Und es ist der Verein, der für die höchste in der jüngeren Geschichte des französischen Frauenfußballs gezahlte Summe für einen Spielerinnenwechsel verantwortlich ist, für Griedge MBock (mehr als 100.000 Euros), damals EA Guingamp, heute Olympique Lyonnais.

Es ist auch der Verein von Jean-Michel Aulas der in der Mixte Zone am Abend eines unentschieden endenden Spiels gegen Paris Saint Germain (5. Februar 2016) die Vertragsunterzeichnung bei OL von zwei oder drei Spielerinnen von Weltklasse für die kommende Saison ankündigte. Das ist eben auch der Verein, der den europäischen Titel zurückholen will, um den Platz einzunehmen, auf dem er sich sieht, die Nummer 1 in Europa, wenn nicht sogar in der Welt.

Schaut man sich den Kader von Olympique Lyonnais an, so sieht man Spielerinnen, die auf das Ende ihrer aktiven Zeit zugehen und andere Spielerinnen, die noch eher am Beginn stehen. Wie wird sich der Verein OL kurz- und mittelfristig aufstellen ?

– Das ist eine objektive Betrachtung unseres Teams. Für einige wird es langsam Zeit und einige werden sicher nicht weiterspielen. Es wurde noch nicht entschieden, wer aufhören wird. Wir haben noch den Pokal, die Meisterschaft und die Women’s Champions League vor uns. Wir wollen, dass alle bei der Sache bleiben und im Moment weiß keine Spielerin, ob sie bleiben oder gehen wird.

Das lässt den Spielerinnen, die den Verein wohl verlassen, wenig Zeit, sich nach anderen Möglichkeiten umzusehen. Heißt das, Sie wollen sie in den Stab und die Betreuung integrieren?

– Einige mittelfristig ja. Ich glaube, dass andere, die die Leistung noch bringen können, gerne einen neuen Verein finden würden, wenn wir sie nicht halten wollen.

Eine Frage zu Lotta Schelin ?

– Sie ist seit neun Jahren unser Edelstein. Sie bringt in der Tat nicht mehr die Spitzenleistung wie vor einigen Jahren, aber Sie werden sehen, sie wird noch dabei sein.

Es zeichnet sich etwas Besonderes in der zweiten Liga ab. Man weiß noch nicht, wer aufsteigt, aber man glaubt, dass Olympique Marseille den Aufstieg schaffen wird. Ein großer Name im Fußball. Es gibt zwei Möglichkeiten: Wie Paris Saint Germain kräftig in eine große Mannschaft investieren oder sich Zeit lassen und die Arbeit schrittweise fortsetzen. Was ist Ihre Meinung ?

– Wir in Lyon arbeiten darauf hin, dass die Spitzenvereine des Männerfußballs im Frauenfußball präsent werden. Den möglichen Aufstieg von Bordeaux oder von Marseille finden wir gut, weil wir uns schon immer dafür ausgesprochen haben. Ich will keinen Verein ausschließen, aber wenn Spiele mit 13, 14, 15 zu 0 gewonnen werden, ist das wenig interessant. Weder für die, die gewinnen noch für die, die verlieren.

Aber damit diese Mannschaften gute Spielerinnen bei sich integrieren können, müssen sie sie von woanders holen. Und fühlen Sie sich als Verein durch ein solches Vorgehen betroffen?

– Wir sind auf der Suche nach allen Spielerinnen, die uns einen Zugewinn bringen können. Das Niveau bei uns ist sehr hoch und so müssen wir uns auch nach oben orientieren und deshalb suchen wir eher im Ausland als in Frankreich, weil in Frankreich die guten Spielerinnen bei ihren Vereinen unter Vertrag sind, sie also schwer von dort weg zu holen sind und weil übrigens die sehr, sehr guten Spielerinnen im Ausland sind.

Genau, wird die Lösung nicht so aussehen, dass Spielerinnen gekauft werden?

-Man hat damit ja schon angefangen. Paris Saint-Germain hat Marie-Laure Delie gekauft. Wir haben mit Mbock angefangen. Es bleibt in einem völlig akzeptablen Rahmen, aber die Entwicklung wird sicher weitergehen. Das ist ein wenig das Gesetz des Spiels und des Marktes.

William Commegrain (Übersetzung Gerd Weidemann) lesfeminines.fr