Frauenfußball ist europäisch. Jackie Noëlle Groenen ist dafür das beste Beispiel. Gerade mal 21 Jahre alt, hat sie ihre Fußballschuhe schon für die SGS Essen (2011), den FCR 2001 Duisburg (2011-2013), den FC Chelsea (2014-2015) und seit dieser Saison für den 1. FFC Frankfurt geschnürt. Niederländerin, wohnhaft in Belgien, fußballerische Anfänge in niederländischen Vereinen und Start in der deutschen Frauen-Bundesliga im Alter von 16 Jahren.

Europäische Erfahrungen hat sie auch in der Liga in England, beim Training in Belgien und als niederländische Nationalspielerin gesammelt. Sie hat in ihrer bisherigen Karriere den Frauenfußball in einem vierblättrigen Länderkleeblatt erleben können: Belgien, Deutschland, England und die Niederlande.

Die ehemalige Judosportlerin ( Bronzemedaille bei den U-17 Europameisterschaften 2010, niederländische U-20 Meisterin 2011 in der Gewichtsklasse bis 44 kg) wird mit ihrem Verein, dem 1. FFC Frankfurt, am kommenden Sonntag das Hinspiel im Halbfinale der UEFA Women’s Champions League gegen den VFL Wolfsburg bestreiten. Eine junge Frau, die den Frauenfußball aus europäischer Perspektive kennt. Lassen wir sie selbst zu Wort kommen.

Jackie Groenen, wie und wann sind Sie zum Fußball gekommen? 

Also, das lag schon ein bisschen in unserer Familie, mein Vater war früher Fußballspieler, schon ein wenig profimäßig. Dann hat meine Schwester angefangen Fußball zu spielen, und ich wollte ja alles machen, was meine Schwester gemacht hat, und deswegen habe ich auch damit angefangen. Ich glaube, ich war fünf Jahre alt und habe dann gleich bei den Jungs angefangen, wo auch meine Schwester spielte. Es hat mir gleich gefallen, deswegen bin ich da so reingekommen, und mein Opa war auch schon Fußballspieler, also das kommt alles schon von meiner Familie.

Welches war Ihr erster Verein? 

Das war ‚Goirlese Sportvereinigung Blauw Wit‘, das ist ein holländischer Verein, wir haben damals schon in Belgien gewohnt, aber mein Vater hat immer schon weit in die Zukunft geschaut, er wollte, dass ich lange bei den Jungs Fußball spiele. In Holland kann man, bis man 19 Jahre alt ist, bei den Jungs spielen und in Belgien, glaube ich, nur bis 13. Und deswegen haben wir gleich auf der anderen Seite der Grenze in Holland angefangen.

Sie sind dann aber 2011 in der deutschen Frauen-Bundesliga aufgetaucht. Wie sind Sie denn dorthin gekommen? 

Also, das war eigentlich nicht so ganz geplant. Ich hatte noch bei den Jungs gespielt und es hat mir auch sehr gut gefallen, der Plan war, bis 19 Jahren bei den Jungs zu spielen und dann erst bei den Frauen reinzukommen. Wir wollten eigentlich nur ein bisschen rumschauen, ich war schon bei einigen Spielen in Holland gewesen, bei der Eredivisie und in Belgien hatte ich auch schon ein bisschen geguckt. Aber eigentlich nur mit dem Gedanken, in vier Jahren muss ich wechseln und ich schaue mal, wo ich denn dann vielleicht hin will. Dann wollten wir uns mal die Frauen-Bundesliga ansehen, weil es die größte Liga in der Welt ist. Wir waren damals eigentlich durch Zufall bei Essen, haben uns dort ein Spiel angeschaut und mein Papa hat dann einfach gesagt: „Ich glaube, du könntest da jetzt schon mitspielen.“ Meine Gedanken waren aber, dass ich viel zu klein sei, noch viel zu jung, und dass ich das noch nicht schaffen würde. Mein Papa hat aber gesagt: „Probier doch, also du kannst es doch probieren, du kannst vielleicht mittrainieren und dann kannst du auch sehen, wieviele Jahre du noch brauchst.“ Dann bin ich doch einfach nach dem Spiel runtergelaufen und habe, glaube ich, den Torwarttrainer angesprochen, ich habe einfach gesagt: „Hallo, ich spiele Fußball, ich bin Jackie, ich möchte gerne mittrainieren“ Da war ich 15 Jahre alt, da war ich noch richtig klein, ich war 1,50 Meter vielleicht und der hat mich wohl ein bisschen ausgelacht, weil das ja nicht üblich ist, einfach so zu einem Verein der 1. Bundesliga hinzulaufen und sich vorzustellen.  Markus [Högner], der Trainer bei SGS Essen, war mit einem Probetraining einverstanden, und dannach habe ich angefangen mitzumachen. Ich sollte bei einem Testspiel mitmachen, die Erste gegen die Zweite, wobei ich in der Zweiten mitgespielt habe. Nach dem Spiel wurde mir ein Drei-Jahres-Vertrag in Essen angeboten. Ich habe überlegt, ob ich das schon machen sollte und dachte mir dann: ‚Warum nicht!‘.

Eines Ihrer ersten Spiele für Essen war gegen Turbine Potsdam am 30. Januar 2011. Sie haben für Ihren Einsatz an diesem Tag viel Lob auch in den Medien bekommen. Sie waren gerade 16 Jahre alt, können Sie sich noch erinnern, wie Sie sich gefühlt haben? 

Ja, ich war super nervös, das weiß ich noch, meine Schwester spielte auch bei Essen gespielt und war mit in der Kabine. Ich hae zu ihr gesagt: „Merel, ich weiß nicht, ob ich das schon schaffe, ich muss da jetzt anfangen.“ Welche großen Nationalspielerinnen da bei Turbine Potsdam auf dem Platz standen, davon hatte ich auch keine Ahnung. Die Namen haben mir auch nichts gesagt – Bajramaij [Alushi], ich wusste gar nicht, wer das war. Ich war zu der Zeit auch noch so frei im Kopf, ich habe gar nicht groß überlegt, ich habe einfach so gespielt, wie ich dachte, dass es gut war, aber dann, glaube ich, habe ich wohl eines der besten Spiele meiner Karriere gemacht, habe gezeigt, was ich kann. Das ist für mich prima gelaufen.

Essen liegt ja doch ein Stück weg von den Niederlanden, bzw. Ihrem Wohnort in Belgien und Sie haben  zu der Zeit noch eine andere Sportart betrieben. Wie haben Sie das in der Zeit eigentlich alles miteinander vereinbaren können? 

Ich war da schon in einer Sportschule in Holland, so dass ich das alles so organisieren konnte, dass ich morgens von halb zehn bis elf Uhr Judo gemacht habe, dann in die Schule gegangen bin bis zwei oder halb drei, bis mein Papa mich abgeholt hat. Wir sind jeden Tag zum Training nach Essen gefahren, das waren zwei Stunden hin und zwei Stunden zurück. Durch den Judosport habe ich viel Kraft und Stabilität bekommen, das hat mir auch für den Fußball sehr viel gebracht. Auch später bei Duisburg, also insgeamt drei Jahre war ich immer von der Schule zum Fußball und dann nach Hause unterwegs. Meist war ich dann sehr spät zu Hause, habe oft noch Hausaufgaben gemacht, und am nächsten Tag – wieder das Gleiche.

Zur Saison 2011/2012 sind Sie zum FCR 2001 Duisburg gegangen, einem bedeutenden deutschen Frauenfußballverein, Sieger des UEFA Women’s Cup 2009. Wie sind Sie dahin gekommen?

Schon als ich das Testspiel bei Essen gespielt habe, war durch Zufall ein Scout aus Duisburg auch da, und sofort in der Woche danach bekam ich aus Duisburg einen Anruf von der Trainerin Martina [Voss], die mich nach Duisburg holen wollte. Das war für mich ganz großartig, in meinen Augen war Duisburg damals der beste Verein in der Welt und ich war schon froh, dass Essen Interesse hatte. Ich habe mich aber für Essen entschieden, zwar hatte ich noch nichts unterschrieben, aber mündlich schon zugesagt. Ich dachte auch, es wäre für mich besser, zu Essen zu gehen, weil ich dort mehr Spielzeit bekommen würde, mich weiter entwickeln könnte, während bei Duisburg nur große Fußballerinnen, Stars waren. Und bei Duisburg nur auf der Bank zu sitzen, hätte mir auch nicht viel gebracht, das waren meine Gedanken. Als ich bei Essen weg gegangen bin, hat Martina mich wieder angerufen, und da habe ich gleich zugesagt, dass ich kommen würde. Zur Saison 2011/2012 kam ich zum FCR Duisburg und blieb dort dann zweieinhalb Jahre.

Der FCR Duisburg musste sich auf Grund finanzieller Probleme zum Ende des Jahre 2013 auflösen, was kam für Sie in der Zeit danach, als viele Spielerinnen den Verein verließen oder zum MSV Duisburg wechselten? Haben Sie überlegt, zur niederländischen Liga zu wechseln?

Das fand ich sehr traurig, was in Duisburg nach all den großen Erfolgen damals passiert ist. So etwas hatte ich auch nicht erwartet, als ich dahin gegangen bin. An die niederländische Liga habe ich nicht gedacht, das war aber keine klare Entscheidung nach dem Motto: ‚Ich will nicht in Holland spielen‘, das ist eigentlich alles so passiert. Ich bin bei Essen reingekommen, ohne große Planung, ich bin zu Duisburg gekommen, ohne dass ich selbst es geplant hatte, und die Niederlande waren einfach nicht im Gespräch. Vielleicht wenn etwas anderes passiert wäre, dass ich da reingerutscht. Es hat sich auch alles so schnell entwickelt für mich und als ich einmal in Deutschland war, wollte ich eigentlich da auch nicht mehr weggehen. Die Liga in Holland war zu der Zeit auch nicht so stark und entwickelt, wie das jetzt der Fall ist.

Und so schauten Sie, ob England ein neues Ziel sein könnte?

Ich spielte schon drei Jahre in Deutschland und wollte etwas anderes. Auch an Frankreich habe ich kurz gedacht und mich ein bisschen in Schweden umgeschaut, aber in England hatte ich Familie, und da ich zum ersten Mal meine Familie hätte verlasssen müssen, war das für mich ein wichtiger Aspekt. Ich bin ein Familienmensch, ich brauche auch meine Eltern und meine Schwester und habe dann gesagt, wenn ich schon ausziehen muss, dann gerne irgendwohin, wo ich noch Familie habe. In London hatte ich Familie, zu denen wir viel Kontakt hatten, und deswegen, weil Chelsea und Arsenal sich angeboten haben, war ich bereit, Anfang 2014 nach England zu gehen.

War das eine große Veränderung, aus der deutschen Frauen-Bundesliga in die englische Liga zu wechseln? Gibt es Unterschiede zum Beispiel im Training?

Ja, es war ganz anders. Ich habe mich am Anfang bei den Trainingseinheiten auch daran gewöhnen müssen. In England ist das Spiel sehr schnell, alles geht in einem unfassbar großen Tempo, alles ist im Sprint, schnell, schnell, schnell. In England ist das Spiel auch sehr körperbetont, also du wirst im Training schon ganz oft umgehauen. In Deutschland würde man nach so einer Aktion sagen: ‘Was ist das, warum machst du sowas?’ In England wirst du umgehauen und dann hört sich das so an: ‘Eh, steh mal auf, das Spiel geht weiter’. Es gibt zudem weniger Hierarchien als in Deutschland, und junge Spielerinnen werden anders behandelt. Es war anders als in Deutschland, aber es war, was ich zu dem Zeitpunkt brauchte. Ich fühlte mich gleich wohl, auch in der Mannschaft, die Trainerin und der ganze Trainerstab haben mir sehr geholfen, mich in England einzugewöhnen. Nach zwei Wochen war ich eigentlich angekommen, es war alles rund um den Fußball organisiert, dort wo ich wohnte, war alles vorbereitet und fertig. Ich habe dann gemerkt, dass es klappt, dass ich es auch schaffe, nicht mehr bei meinen Eltern zu wohnen.

Hat Chelsea Ihnen bei der Integration geholfen, in Bezug auf Wohnung, Sprachunterricht, etc.?

Eigentlich hat mir Chelsea bei allem gut geholfen. Auch schon als ich dort im Probetraining war, hat mir der Verein geholfen, so dass ich mich dort von Anfang an wohl gefühlt habe. Die haben mich echt mit offenen Armen im Verein empfangen, also ich fühlte mich da einfach zu Hause. Es war richtig gut und genau das, was ich gebraucht habe nach meinen Erfahrungen in Deutschland und dem Ende des FCR Duisburg. Chelsea hat alles organisiert, ein Sprachkurs war aber nicht nötig, mein Englisch war von der Schule her schon ganz gut. Ich habe dann angefangen, Jura zu studieren, übrigens auch in Englisch. Die Mädels in der Mannschaft waren toll, es ist eigentlich alles von Anfang an super gelaufen.

Wie war es in England mit dem Zuschauerinteresse und den Fans?

Im Anfang bei Chelsea, da waren wir nicht so weit oben in der Liga, waren es nur 400 oder 500 Leute pro Spiel. Das kannte ich von Duisburg her anders, da sind auch immer klasse Fans gekommen, die überall hin mitgereist waren und für gute Stimmung gesorgt hatten. Chelsea hat dann auch sieben, acht Spielerinnen gekauft, sie hatten den Plan hochzukommen und die Zuschaueranzahl zu erhöhen. Als wir dann um den Titel mitgespielt haben, hat sich die Zuschauerzahl erhöht bis auf 1500, und in der folgenden Saison waren beinahe bei jedem Spiel 1000 Leute. Es gab auch viel Unterstützung in den Medien, wir wurden im Fernsehen gezeigt, überhaupt war alles mit der Presse überragend organisiert, das machen sie in England sehr gut.

Dann sind Sie zur Saison 2015/2016 in die Frauen-Bundesliga zurückgekommen, zum 1. FFC Frankfurt. Da bei Heimspielen recht bald schon Sprechchöre wie „Jackie, Jackie“ zu hören waren, scheinen Sie beim Publikum schon viele Sympathien zu haben. Wie sind Sie in Frankfurt aufgenommen worden?

Ja, überragend! Ich hatte immer mal den Plan, wieder nach Deutschland zurückzukommen, es hat mich aber überrascht, wie gut ich mich in Chelsea gefühlt habe. Doch als Frankfurt angerufen hat, wusste ich eigentlich gleich, dass ich das machen wollte. Ich war als Kind schon oft in Frankfurt bei der Fußballschule und es ist immer irgendwie ein Traum für mich gewesen, bei diesem Verein zu spielen. Ich hatte selber hohe Erwartungen an Frankfurt, und ich muss sagen, die Zuschauer sind mega, die haben mich so schön aufgenommen, und die Mannschaft genauso. Ich hatte mir selber eigentlich ein halbes Jahr, ein Jahr gegeben, um in die Mannschaft gut reinzukommen, das ist aber schneller gegangen. Es ist alles so super gelaufen, ich bin hier sehr glücklich. Das Wichtigste ist, dass man sich an einem Ort gut fühlt, dann spielt man auch besser und so ist es auch. Ich habe schnell Freundinnen gefunden, die mir schon sehr am Herzen liegen. Die Zuschauer sind überragend, die sind sogar zur Olympia-Qualifikation von Frankfurt aus in die Niederlande gereist, hatten ihre Fahne mit meinem Namen drauf dabei und haben mich dort überrascht, das war ganz großartig.

Wie sehen Sie Frankfurts Chancen in dieser Saison?

Das ist schwer einzuschätzen, weil die Liga sehr gut ist, aber die Mannschaft ist auch sehr gut, wir haben sehr gute Spielerinnen und einen guten Zusammenhalt in der Mannschaft. Die Mannschaft kann meiner Meinung nach ganz viel, und wenn wir selber daran glauben, dann kommen wir auch weit. Wir müssen noch viel arbeiten als Mannschaft, wir haben uns in dem halben Jahr sehr entwickelt vom Anfang der Saison bis jetzt, jetzt kommen die wichtigen Wochen, da müssen wir das jetzt auch leisten, das ist wichtig.

Wie sieht das mit der Champions League aus?

Also ja, wir haben als nächsten Gegner eine der schwersten Mannschaften getroffen, das ist aber auch nicht schlimm, denn auf dem Weg ins Finale weißt du nicht, wann die schwierigen Mannschaften kommen, aber nochmal: Wir können auch viel, wir haben super Spielerinnen wie Maro [Dzsenifer Maroszán], Simone [Laudehr], wir sind eine der besten Mannschaften der Welt und das müssen wir auch zeigen. Das ist wichtig, dass wir das jetzt machen, es wird ein schweres Spiel, aber wir haben Chancen, wenn wir die nutzen, können wir es schaffen.

Wo wurde mehr trainiert – in Chelsea oder in Frankfurt?

Ich würde sagen, dass in Deutschland die Trainingseinheiten schwerer sind. Die Deutschen laufen sehr gerne, laufen, laufen, Sprints, alles das, und Athletiktraining wird in Deutschland sehr hoch geschätzt, und das ist in England anders.

Wird da mehr mit dem Ball gemacht?

Ja, zum Beispiel bei Chelsea sind wir in der Vorbereitung fast nicht gelaufen, wir haben viel mehr mit dem Ball gemacht. Da gibt es eine andere Philosophie. Emma Hayes, Trainerin bei Chelsea, hatte mehr das Fußballspiel in den Mittelpunkt gestellt, sie ging davon aus, wenn 11 gegen 11 gespielt wird, dann entwickelt sich Ausdauer und Kondition von selbst. Ich würde sagen, in Deutschland ist es ein wenig schwerer, weil die Trainingseinheiten anstrengender und länger sind. In Chelsea haben wir auch zweimal am Tag trainiert, das war eher morgens in der Sporthalle, im Schwimmbad oder wo auch immer und nachmittags auf dem Fußballplatz. Dort wird auch darauf geachtet dass sich Sport und Erholung abwechseln: also ein Rhythmus von: Sport – Ruhe – Sport – Ruhe, während in Deutschland mehr auf Kondition, Durchhalten geachtet wird. Das ist aber nach meiner Meinung auch sehr wichtig, wie sich oft zeigt, wenn deutsche Mannschaften in den letzten zehn oder sogar der letzten Minute des Spiels doch noch gewinnen. Sowas hat auch einen Grund, das ist nicht nur Zufall.

Ist die englische Liga ausgeglichen oder gibt es wenige starke und sonst schwache Vereine?

Das entwickelt sich im Moment immer weiter. Am Anfang war das sehr unterschiedlich, zwei Vereine, die in der ersten Saison die besten waren, sind in der nächsten Saison abgestiegen. Inzwischen werden die Unterschiede zwischen Manchester City, Chelsea, Arsenal deutlicher, aber auch Liverpool zieht an, Sunderland ist ein neuer Verein, der es in dieser Saison sehr gut gemacht hat. also ich glaube, das wird sich immer besser entwickeln und die Liga bekommt jetzt auch acht sehr gute Mannschaften. Jedes Spiel ist wichtig, eigentlich wie auch in der Bundesliga, du gewinnst inzwischen nicht so ein Spiel wie selbstverständlich, auch nicht gegen Köln oder Werder Bremen. Die Unterschiede sind schon da, aber jedes Spiel muss erst einmal gewonnen werden. In England ist das Niveau schon ein bisschen ausgeglichen und inzwischen gibt es mehrere Vereine, die viel Geld investieren. In England ist im Fußball sehr viel Geld im Spiel und geht im Frauenfußball auch immer mehr in diese Richtung. Die Liga wird sich in England so weit entwickeln, dass in einigen Jahren, vielleicht 10 Jahren die Liga eine der großen Ligen in der Welt sein wird.

Machen Sie noch etwas anderes neben dem Fußball?

Ich studiere Jura in Holland, eine Art Fernstudium. Zu Weihnachten oder im Sommer mache ich dann 5 oder 6 Prüfungen und probiere so weiter zu kommen. Im nächsten Jahr will ich meinen bachelor machen und dann in zwei Jahren meinen Master-Abschluss.

Sie haben in der niederländischen Nationalmannschaft schon in der Jugend gespielt und Sie sind dieses Jahr in die A-Nationalmannschaft berufen worden. Erzählen Sie uns bitte davon.

Das war lange her, dass ich in der Jugend für Holland gespiel habe. Ende des vergangenen Jahres aber hat der Torwarttrainer der Nationalmannschaft beim Champions League-Spiel Frankfurt gegen Lillestrøm zugeschaut und mit mir gesprochen. Er wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass ich auch einen holländischen Pass besitze und ihm wurde dann aber klar, dass ich auch für Holland spielen kann. Drei, vier Wochen später war der Nationaltrainer ebenfalls zuschauen und im Januar kam dann der erste Anruf. Ich wurde zum Trainingslager in die Türkei eingeladen und habe auch bei dem Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele gespielt. Das hat jetzt seinen Anfang genommen und ich hoffe, dass ich immer wichtiger werden kann für die Mannschaft. Ich freue mich sehr, dass ich dabei bin, und es hat mich auch sehr stolz gemacht, für mein Land spielen zu können.

Wie stark sehen Sie die Niederlande und wie glauben Sie werden die Niederländerinnen im Jahr der Europameisterschaft im eigenen Land auftreten?

Der Fußball in Holland entwickelt sich sehr schnell, es ist überragend, wenn ich sehe, welche Spielerinnen die Niederlande haben, auch wenn sie in vielen unterschiedlichen Ländern spielen. Die Niederländerinnen spielen in England, in Deutschland, in Frankreich jetzt auch, Anouk [Dekker] spielt jetzt bei Montpellier zum Beispiel. Früher waren es zwei, drei Leute, die mal im Ausland gespielt haben und jetzt spielt die ganze Mannschaft im Ausland. Ob das gut ist für die holländische Liga, weiß ich nicht, aber für die Entwicklung der Nationalmannschaft schon. Die Mannschaft ist sehr jung, hat viele neue Spielerinnen wie Vivianne Miedema bei Bayern München und in England Danielle von der Donk. Alles sehr gute Spielerinnen, eine technisch sehr gute Mannschaft, das Niveau ist gut, ich glaube, wenn wir länger zusammen sind, dass das sehr gut laufen kann. Ja, ich gespannt auf die EM im nächsten Jahr.

Kennen Sie auch die belgische Liga?

Meine Schwester hat lange in Belgien gespielt. Es ist ein anderer Fußball, es kommt irgendwie in die Nähe der englischen Liga, es ist sehr körperbetont. In Belgien gibt es ganz viele harte Arbeiterinnen, während die Niederlande mehr technisch ausgerichtet sind. Belgien ist eher auf Laufen, Kämpfen, Zweikämpfe eingestellt. Die Liga gefällt mir sehr, die sind alle sehr ehrgeizig und ich habe auch oft in den Zwischenpausen bei Lierse in Belgien trainiert, wenn in England die Liga vorbei war. Und dann war ich da zwei, drei Monate und durfte immer mit trainieren, das war für mich eine sehr gute Situation. Nach der BeNeLeague, die Belgien und die Niederlande zusammen hatten, entwickelt sich die belgische Liga weiter, aber sie werden noch mehrere Jahre brauchen, länger als die englische Liga. Sie haben weniger Geld zur Verfügung, aber Vereine wie Anderlecht zum Beispiel setzen sich langsam auch immer mehr für den Frauenfußball ein, haben auch einige ausländische Spielerinnen geholt. Auch in Belgien wird die Entwicklung immer weiter gehen, ich kann sie nur loben, sie machen es sehr gut.

Gehen belgische Spielerinnen auch ins Ausland?

Eher weniger, die sind noch mehr am Anfang, wie auch Holland vor drei, vier Jahren noch am Anfang war. Sie haben aber sehr gute Fußballerinnen und die werden sich weiter entwickeln und in zwei, drei Jahren in andere Ligen gehen. Da gibt es jetzt schon zum Beispiel Tessa Wullaert, die bei Wolfsburg spielt, eine starke Spielerin, die haben Janice Cayman, die in Frankreich beim FCF Juvisy spielt, auch eine sehr starke Spielerin. Belgien braucht noch ein bisschen Zeit, wie jede Liga am Anfang, sie haben ihr Ziel vor Augen, die werden es schaffen. Die deutsche Liga war ja auch nicht von Anfang an sofort eine große Liga.

Sie haben 2011 in der deutschen Bundesliga begonnen, wie sehen Sie heute die Entwicklung des Frauenfußballs in Europa und die Zukunft?

Ich glaube, dass sich das immer weiter entwickeln wird. Frauenfußball tendiert immer mehr zum Männerfußball, was nach meiner Meinung gut ist. Da werden Spielerinnen verkauft, mit größeren Beträgen, da werden Spielerinnen ausgeliehen, es entwickelt sich immer weiter. Nach meiner Meinung ist Geld sehr wichtig im Frauenfußball. Der Punkt, dass Spielerinnen wie ich schon den ganzen Tag sich nur mit Fußball beschäftigen können, wird das Niveau auch immer weiter steigern. Dass dies in mehreren Ländern so ist, ist für Europa sehr wichtig. In England muss man auch schon zweimal am Tag trainieren, hier in Deutschland trainiert man schon zweimal am Tag, und in Frankreich gibt es auch Vollprofis. Ich finde es fast schade, dass ich nicht zehn Jahre später mit dem Fußball anfangen kann, weil ich glaube, in zehn oder fünzehn Jahren wird die Entwicklung noch viel weiter sein. Andererseits freut es mich auch, dass ich jetzt hier bin, weil ich sehe, wie Fußball sich entwickelt und Frauenfußball immer wichtiger wird. Zum Beispiel: Wir spielen mit Holland im ausverkauften Ado-Stadion, das hätte man glaube ich vor fünf Jahren nicht erwartet, dass so was möglich ist im Frauenfußball. Manche Leute sind immer noch sehr kritisch, aber mit Kritik kann man auch gute Sachen machen und sich weiter entwickeln.

Der 1. FFC Frankfurt ist ein reiner Frauenfußball-Verein, sehen Sie darin Vorteile für die Zukunft?

Ja klar, der Punkt, dass wir nur Frauen haben, ist nach meiner Meinung ein Vorteil. Der Verein ist für Frauen da und das ist etwas ganz Besonderes. Bayern München ist ein sehr schöner Verein, aber die Frauen werden wegen des Männerfußballs immer im Hintergrund stehen. Bei uns gibt es siebzehnjährige Mädchen, die in der U-17 spielen oder sechzehnjährige Mädchen, die sich fokussieren auf die erste Mannschaft und die auch zuschauen kommen. Ich selbst gehe auch immer gerne bei der zweiten Mannschaft zugucken. Es fühlt sich bei Frankfurt wie eine Familie an, du kennst jeden und du bist selber wichtiger, weil du eigentlich das Höchste im Verein bist. In einem Verein mit Männerfußball da gibt’s immer die Männer und dann noch in zweiter Linie erst die Frauen. Anscheinend sind wir beim FFC Frankfurt ja auch ohne die Männer als Verein gut genug. Ich habe nicht lange überlegen müssen, als Frankfurt sich bei mir gemeldet hat.

Wo sehen Sie sich persönlich in sagen wir fünf, sechs Jahren?

Ich fühle mich jetzt sehr wohl in Frankfurt, ich werde gucken, wie sich das weiter entwickelt, aber ich habe schon das Ziel, in der Bundesliga zu gewinnen. Das ist für mich eines der größten und wichtigsten Ziele in meiner Karriere. Die Champions League gewinnen, das würde ich gerne, das ist für mich auch der nächste Schritt. Ich bin jetzt schon so weit gekommen, ich bin noch nicht alt, und ich glaube, ich habe noch viele Möglichkeiten. Dann ist da natürlich noch die Natio. Ich hoffe einfach, dass wir als niederländische Nationalmannschaft uns so entwickeln können, dass wir in einigen Jahren, in vier, fünf Jahren mit unserer Mannschaft uns auch durchsetzen und Ländern wie Deutschland das Leben schwer machen können. Ich glaube, das wird auch passieren. Alle meine Ziele sind erreichbare Ziele, ich kann es mir vorstellen und ich will es auch schaffen.

Dazu wünschen wir von lesfeminines Ihnen alles Gute!

Gerd Weidemann lesfeminines.fr